Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte 29 (2022)

Title 
Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte 29 (2022)

Published on
Wien 2022: Phoibos-Verlag
Frequency 
jährlich
ISBN
978-3-85161-293-6
Extent
127 S.
Price
Abonnement für 1 Heft im Jahr € 19,90 (zzgl. Versand); Einzelheft: € 24,90 (zzgl. Versand)

 

Kontakt

Organization name
Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte
Country
Austria
Code
5020
Locality
Salzburg
c/o
Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg Universitätsplatz 1 5020 Salzburg Österreich/Austria
By
Margarete Heinz, Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte, Universität Salzburg

Der Band 29/2022 der Zeitschrift „Chilufim“ beinhaltet fünf Beiträge aus verschiedenen Bereichen der jüdischen Kulturgeschichte sowie drei Rezensionen zu aktuellen Buchpublikationen. Die Themen der Artikel reichen von literaturwissenschaftlichen Untersuchungen zu zwei polnischen Romanen, in denen sich die Autoren mit den Verbrechen in polnischen Ghettos auseinandersetzen, über eine Analyse von Interviews österreichischer Jüdinnen und Juden und ihren Aussagen zu ihren Migrationserfahrungen in Italien, bis zu einem historischen Beitrag zu Jüdinnen und Juden in Bad Gastein. Unter den beiden Berichten beschreibt der eine die Schwierigkeiten „Jüdische Studien“ in einem kulturwissenschaftlichen Kontext zu positionieren, der andere beschäftigt sich mit der jiddischen Autorin Fradel Shtok.

Table of contents

INHALT

Aufsätze

ALEXANDER HÖLLWERTH, Gerichte und juristische Zeugenschaft im Erzählen über die Shoa. Kazimierz Moczarskis "Rozmowy z katem" und Andrej Barts "Fabryka muchołapek" (S. 1-33).
RAMONA PELLEGRINO, Italien in den Migrationserfahrungen österreichischer Jüdinnen und Juden. Eine Analyse narrativer Interviews aus dem Korpus "Emigrantendeutsch in Israel: Wiener in Jerusalem" (S. 35-61).
RACHEL BLUMENTHAL, Bad Gastein: A Site of Jewish Trauma and Healing (S. 63-83).

Berichte

SUSANNE PLIETZSCH, Vorreiterrolle der Jüdischen Studien in den Kulturwissenschaften (S. 85-95).
EVA WIMMER, Fradel Shtoks "gezamelte ertsehlungen" (S. 97-114).

Rezensionen

Kumar, Victoria / Dreier, Werner / Gautschi, Peter / Riedweg, Nicole / Sauer, Linda / Sigel, Robert (Hg.): Antisemitismen.Sondierungen im Bildungsbereich. Frankfurt am Main 2022. (BERNADETTE EDTMAIER) (S. 115-116).
Diner, Dan: Ein anderer Krieg. Das jüdische Palästina und der Zweite Weltkrieg 1935-1942. München 2021. (HELGA EMBACHER) (S. 117-119).
Cherkes, Bohdan / Bohdanova, Yulia: Ferdynand Kassler. Architect of Galician Modernism. Lviv 2022. (ELISABETH HOFER) (S. 119-122).

Abstracts (S.123-125).
Autorinnen und Autoren (S. 126).
Rezensentinnen und Rezensenten (S. 127).

ABSTRACTS

ALEXANDER HÖLLWERTH: Gericht und juristische Zeugenschaft im Erzählen über die Shoa. Kazimierz Moczarskis Rozmowy z katem und Andrzej Barts Fabryka muchołapek
Im vorliegenden Artikel wende ich mich zwei polnischen Romanen zu – beide versuchen sich an der literarischen Aufarbeitung der Verbrechen in den Ghettos während der nationalsozialistischen Okkupation Polens. Der erste Text, Rozmowy z katem (1977) (dt. Gespräche mit dem Henker, 1978) des Schriftstellers und Journalisten Kazimierz Moczarski (1907–1975) führt in das Ghetto von Warschau; der zweite Text Fabryka muchołapek (2008) (dt. Die Fliegenfängerfabrik, 2011) des Schriftstellers und Regisseurs Andrzej Bart kreist, auf verschiedenen Textebenen, um das Ghetto Litzmannstadt im heutigen Łódź, wobei besonderes Augenmerk auf die Thematik des Gerichts und der juristischen Zeugenschaft gelegt werden soll. Der Auseinandersetzung mit den Texten werden Fakten zum historischen Hintergrund sowie eine Reflexion zur Begrifflichkeit vorangestellt.

In this article, I deal with two Polish novels – both of which attempt to come to terms with the crimes committed in the ghettos during the Nazi occupation of Poland. The first text, Rozmowy z katem (1977) (engl. Conversations with the Executioner, 1981) by the writer and journalist Kazimierz Moczarski (1907–1975) leads to the Warsaw ghetto. The second text Fabryka muchołapek (2008) (engl. The Flytrap Factory, 2011) by film director Andrzej Bart revolves around the Litzmannstadt ghetto in today's Łódź on different levels of text. Particular attention will be paid to the topic of the court and legal testimony in literary texts. The analysis of the texts is preceded by facts about the historical background and a reflection on terminology.

RAMONA PELLEGRINO: Italien in den Migrationserfahrungen österreichischer Jüdinnen und Juden. Eine Analyse narrativer Interviews aus dem Korpus Emigrantendeutsch in Israel: Wiener in Jerusalem
Der Beitrag gibt Einblicke, wie Italien, die Stadt Triest und die österreichisch italienische Grenze in ausgewählten Interviews mit österreichischen Jüdinnen und Juden, die in den 1930er und 1940er Jahren nach Eretz Israel emigrierten, dargestellt werden. Italien nimmt eine bedeutende Rolle in der Geschichte der jüdischen Emigration aus Österreich ein, denn viele Flüchtlinge fuhren mit dem Zug von Wien nach Triest, um von da aus mit dem Schiff weiterzufahren und ein neues Leben in Palästina anzufangen. Anhand einer qualitativen Analyse wird untersucht, wie von dem Transit über Italien berichtet wird und welche Emotionen dabei ins Spiel kommen, falls diese überhaupt beschrieben bzw. ausgedrückt werden. Dabei werden bedeutsame Beispiele aus dem Korpus Emigrantendeutsch in Israel: Wiener in Jerusalem (ISW) angeführt.

This article provides insights into how Italy, the city of Trieste and the Austrian-Italian border are portrayed in selected interviews with Austrian Jews who emigrated to Eretz Israel in the 1930s and 1940s. Italy plays a significant role in the history of Jewish emigration from Austria, as many refugees travelled by train from Vienna to Trieste, and from there by ship to start a new life in Palestine. A qualitative analysis shall examine how the interviewees narrate their transit via Italy, and which emotions they describe or express. Significant examples taken from the corpus Emigrantendeutsch in Israel: Wiener in Jerusalem (ISW) are provided.

RACHEL BLUMENTHAL: Bad Gastein: A Site of Jewish Trauma and Healing
Fast ein Jahrhundert lang lebten Juden in Bad Gastein, besuchten den Ort als beliebtes Urlaubsziel und betrieben dort Geschäfte. Nichtsdestotrotz kehrten die Anwohner den jüdischen Förderern des Ortes nach dem „Anschluss“ den Rücken. Am Ende des Krieges ließen sich Holocaustüberlebende in verlassenen Hotels in Bad Gastein nieder. Die Gemeinschaft, die sie aufbauten, und die Umgebung ermöglichten den Beginn eines Heilungsprozesses, der nicht auf Thermalquellen basierte, sondern auf Freiheit. In den folgenden Jahrzehnten kamen die jüdischen Touristen an den Kurort zurück, um sich in vertrauter Umgebung zu erholen und Freunde und Familienangehörige zu treffen. Ein Blick auf das Leben in Bad Gastein ermöglicht ein tieferes Verständnis sowohl des Traumas der Opfer eines beispiellosen Völkermords als auch ihres Heilungsprozesses, der eng mit der Geschichte des Kurortes verknüpft ist.

Jews visited, lived and conducted businesses in Bad Gastein for almost a century. Jewish tourists contributed to the fame and success of the resort. Nevertheless, immediately after the Anschluss, residents turned their backs on Jewish patrons and neighbours. After the German defeat, Holocaust survivors occupied abandoned hotels in Bad Gastein. The setting and community they built offered a new beginning and healing, not based on thermal springs but on liberty. In the following decades, Jewish tourists returned for a vacation in familiar surroundings and to meet friends and families dispersed all over the world. A review of life in Bad Gastein before, during and after the Second World War is intended to provide a richer understanding of both the trauma and healing process for victims of an unprecedented genocide.

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